Erste Periode (1900 – 1908)
Anfang 1900 kamen in Deutschland die ersten Motorräder auf den Markt, vorwiegend aus britischer Produktion. Neben anderen deutschen Fahrradfabriken begannen auch die BISMARCK-Werke Motorräder zu bauen, bekannt sind zwei Prototypen um 1905. Ob diese Fahrzeuge in Serie produziert worden sind und in wie vielen Exemplaren ist nicht bekannt.
Bei den nachstehenden Bildern handelt es sich wahrscheinlich um die Prototypen. Beide sind mit einem Motor von ZEDEL ausgestattet. Zedel war ein Schweizer Hersteller von Motoren und Kraftfahrzeugen. Ernst Zürcher und Hermann Lüthi bauten von 1897 bis 1908 in ihrer Firma „Zürcher und Lüthi & Cie.“, St. Aubin / Neuchatel, Viertaktmotoren, die als Einbaumotoren an Motorradhersteller in Deutschland, Frankreich, Österreich und England verkauft wurden. Zedel ist ein Kunstwort und wurde aus den beiden Initialen der Firmengründer (Zürcher & Lüthi) gebildet.
Zweite Periode (1931 – 1949)
Um 1931 brachte die Firma Fichtel & Sachs einen Zweitaktmotor mit 74 ccm auf den Markt. Er leistete ca. 1,2 PS bei 3000 U/min. Damit begann bei vielen Fahrradfabriken, so auch bei BISMARCK,
die Herstellung von so genannten „Motor-Fahrrädern“.
Dieser Name wurde deshalb gewählt, da der SACHS-Motor in jeden beliebigen Fahrradrahmen eingebaut werden konnte. Allerdings hielten die Rahmen die Belastung nicht aus, es kam oft zu
Materialbrüchen.
Viele Firmen konstruierten und bauten spezielle Rahmen, die schon mehr den Charakter von Motorrädern hatten. Diese Fahrzeuge wurden unter dem Namen „Leicht-Motorräder“ angeboten. Zwischenzeitlich
hatte Fichtel & Sachs einen Motor mit 98 ccm auf den Markt gebracht, er leistete etwa 2,3 PS bei 3200 U/min.
Bei den Zweiradwerken BISMARCK begann Anfang 1936 die Produktion von Leicht-Motorrädern (LM), jeweils mit einem Damen- und Herrenrahmen.
Dritte Periode (1949 – 1955)
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Produktion der Vorkriegsmodelle wieder aufgenommen.
Anfang 1949 begann das Werk einen völlig neuen Motorradrahmen zu konstruieren. Unterstützung erhielt man durch den Ingenieur Emil Fischer, bekannt durch seine langjährige Tätigkeit bei den Deutschen Werken (D-Rad) sowie Fichtel & Sachs.
Die Fachpresse lobte das Fahrzeug über alle Maßen: "Emil Fischer hatte alle Voraussetzungen um in der sehr kurzen Entwicklungszeit von nur 3 Monaten eins der fortschrittlichsten deutschen Kleinkrafträder auf die Räder zu stellen" (Das Auto, Heft 13, Juli 1949).
Hauptsächliches Merkmal der Neukonstruktion war die Verbesserung der Federung. Die bisherige vordere Trapezgabel wurde von einer Teleskopgabel abgelöst. Die beiden Gummisäulen ließen einen
Federweg von 90 mm zu. Der Hinterrahmen wurde als Schwingpendelrahmen mit sehr breiter Lagerung ausgelegt. Der Drehpunkt war so in der Mitte der Kettenzuglinie angeordnet, dass bei größter
Durchfederung von 90 mm, eine größte Abstandsverringerung von nur 0,38 mm eintritt. Durch eine große, schwingungsgedämpfte Gummifeder wurden alle Stöße aufgenommen (Cantilever-Schwinge).
Ebenfalls erfuhr der Motor eine Veränderung, er erhielt nun einen Kickstarter und der Rahmen Fußrasten. Da Fichtel & Sachs keinen 125 ccm-Motor liefern konnte, wurde ein JLO-Motor, ebenfalls
mit 125 ccm-Motor eingebaut. Er leistete etwa fünf PS bei 4400 U/min.
Vorgestellt wurde das Fahrzeug erstmalig im Mai 1949 auf der Technischen Exportmesse Hannover.
In den nächsten Jahren wurde die Palette der Fahrzeuge erweitert. Um 1950 erschien ein Motorrad mit dem Rahmen der LM 125 aber mit dem 100 ccm JLO-Motor. !954 baute man einen neuen Rahmen
mit 150 ccm Sachs-Motor. Den Abschluss bildete 1955 ein Motorrad mit dem 175 ccm JLO-Motor.
Anfang der 1950er Jahre brachte die Firma BISMARCK eine Sonderserie der LM 125 K in besonders geschmackvollem Design auf den Markt. Das, laut Prospektangaben „in ruhigem dunkelweinrotem Farbton“
lackierte Fahrzeug sollte an die erfolgreiche Fahrt des Modells von Deutschland nach Südafrika erinnern. Start war Ende September 1950 in München und nach gut drei Monaten kam das Team kurz vor
Weihnachten in Kapstadt an.